Lena Hall erläutert, warum SMARTE Ziele oft gar nicht smart sind

Warum SMARTe Ziele oft gar nicht smart sind

SMARTe Ziele sind in der Welt der Zielsetzung und Führung ein bekannter und beliebter Ansatz, um Mitarbeiter zu führen. Doch wie bei jedem Werkzeug gibt es auch beim SMART-Modell Grenzen und Situationen, in denen flexible Zielsetzung möglicherweise sinnvoller ist.

Insbesondere wenn es um die Führung der einzelnen Mitarbeiter geht, bin ich kein Freund von Gleichmacherei. Was jedoch der Einfacheit halber gern in Unternehmen gemacht wird. Dabei wird der Mensch mit all seinen individuellen Fähigkeiten und seiner Motivation komplett vernachlässigt. Er wird reduziert auf ein Ziel. Erreicht er das, ist er ein guter Mitarbeiter. Erreicht er das nicht, ist er eben kein guter Mitarbeiter.

Welche Probleme dabei in der Führung entstehen können, erläutere ich im folgenden Artikel.

Was ist das SMART-Modell?

Das SMART-Modell wird gerne im Rahmen einer Zielsetzung oder Zielvereinbarung genutzt. Dabei steht der Begriff SMART für folgende Abkürzung:

  • S – spezifisch
  • M – messbar
  • A – attraktiv
  • R – realistisch
  • T – Time = zeitgebunden

Ein smartes Ziel wäre zum Beispiel, bis zum Ende des dritten Quartals (zeitgebunden), 100 (messbar) neue Verträge (spezifisch) abgeschlossen zu haben. Es ist nun wesentlich, dass dieses Ziel für den Mitarbeiter erreichbar (realistisch) und auch attraktiv ist, weil er dafür zum Beispiel eine Prämie erhält.

Natürlich ist es wichtig zu wissen, was Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen wollen. Sie müssen wissen, wie Sie das schaffen und wie viel Umsatz und Gewinn Sie machen müssen, damit Ihr Unternehmen überlebt. Dafür können SMARTe Ziele sinnvoll sein. Bei der Umsetzung im Team halte ich jedoch das SMART-Modell nicht für jeden Mitarbeiter und für jede Situation geeignet.

SMARTe Ziele sind starr

Eines der Hauptprobleme mit dem SMART-Modell ist seine starre Natur. Das Festlegen von Zielen, die strikt an den oben genannten Kriterien ausgerichtet sind, kann dazu führen, dass Ziele zu unflexibel gesetzt werden. Der Mitarbeiter orientiert sich an seiner Vorgabe und versucht diese unbedingt zu erreichen. In schnelllebigen Branchen oder wenn Unvorhergesehenes eintrifft, kann das hinderlich sein. Wenn sich Rahmenbedingungen ändern, so dass zum Beispiel bestimmte Produkte oder Leistungen nicht mehr nachgefragt werden, führt das Festhalten an den einmal vereinbarten SMARTen Zielen zu einem Hamsterrad.

Daher ist es wichtig, immer wieder zu prüfen, ob das Ziel noch stimmt. In der heutigen Zeit verändert sich das geschäftliche Umfeld so schnell, dass es entscheidend sein kann dies einzusehen, die Führung anzupassen und auf lohnendere Ziele auszurichten.

Andernfalls werden Ihre Mitarbeiter erheblich frustriert sein, da die SMARTen Ziele nicht mehr erreichbar sind.

Lena Hall erläutert, wie Frust bei der Arbeit entsteht.

Die Menschen werden vernachlässigt

Eine weitere Einschränkung des SMART-Modells liegt in seiner Betonung quantitativer Ziele, während qualitative Aspekte vernachlässigt werden. Erfolg sollte nicht nur anhand von Zahlen gemessen werden, sondern auch anhand von Qualität. Dazu gehören solche Dinge wie Höflichkeit und Freundlichkeit den Kunden/ Gästen/ Patienten gegenüber, Servicequalität, Erreichbarkeit, gute persönliche Beziehung zu Kunden/ Gästen/ Patienten, Einhalten der Qualitätsstandards, etc.

Diese „weichen“ Faktoren sind das Herz Ihres Unternehmens. Ihre Kunden/ Gäste/ Patienten sind nicht einfach nur Umsatzbringer. Sie sind Menschen, mit denen Sie und Ihre Mitarbeiter Beziehungen eingehen.

Ich erlebe es immer wieder, wie sehr nur der Umsatz zählt. Die Mitarbeiter sind getrieben, Ihre Vorgaben zu erreichen. Zeit für zwischenmenschlichen Kontakt, Zuhören, den wirklichen Bedarf des Kunden/ Gastes/ Patienten herauszufinden, ist nicht vorhanden. Das SMARTe Ziel muss ja erreicht werden.

Dabei wird vernachlässigt, dass gerade eine gute und langfristige Beziehung zu Kunden/ Gästen/ Patienten den Bestand des Unternehmens sichert. Das passiert jedoch nicht von allein. Genau dafür sind Ihre Mitarbeiter zuständig. Zwischenmenschliche Interaktion wird immer wichtiger. Und passt in ein SMART-Modell nicht hinein. 😊

SMARTe Ziele demotivieren

Es ist immens wichtig für eine Führungskraft, dass sie weiß, wie welcher Mitarbeiter motiviert werden kann. Das SMART-Modell berücksichtigt dies in keiner Weise. Wenn Sie SMARTe Ziele nun jedem einzelnen Mitarbeiter überstülpen, können einzelne Kollegen extrem demotiviert werden.

Diese Kollegen brauchen keine starren Vorgaben, um Ihren Job zu machen. Es reicht zum Beispiel, das grobe Ziel vorzugeben. Was bis wann erreicht werden soll. Und dann lassen Sie den Kollegen das Ganze auf seine Art und in seinem Tempo machen. Wichtig ist hierbei, die Rahmenbedingungen vorzugeben, die Entwicklung im Auge zu behalten und ggf. zwischendurch den aktuellen Stand zu klären. Solche Mitarbeiter brauchen Handlungsfreiheit, Flexibilität und müssen kreativ sein dürfen. Dann entfalten Sie oft ihre ganz eigene Dynamik, die zum Erfolg führt.

Dadurch fördern Sie die Möglichkeit auf innovative Lösungen und Weiterentwicklung. Gleichzeitig erhöhen Sie das Engagement, den Spaß und die Mitarbeiterzufriedenheit, weil selbstbestimmt gearbeitet werden kann.

SMARTe Einzelziele zerstören das Team

Wenn Sie jedem Ihrer Mitarbeiter Einzelziele nach dem SMART-Modell aufdrücken, wird der Teamzusammenhalt zerstört. Leider durfte ich das jahrelang erleben. In dem Moment, in dem für das Erreichen individueller quantitativer Ziele monetäre Anreize ausgelobt wurden, war die Zusammenarbeit im Team verschwunden.

Mitarbeiter, die stark durch finanzielle Anreize zu motivieren sind, laufen nur noch den Zahlen hinterher. Egoismus breitet sich aus und gegenseitige Unterstützung, Verständnis und das Miteinander bleiben auf der Strecke. Kollegen, die viel Arbeit im Hintergrund leisten, die man nicht so gut messen kann (siehe oben), fühlen sich weder gesehen noch in Ihrer Leistung anerkannt. Kollegen, die im Team aufblühen und sehr gute Qualität liefern, können aufgrund der fehlenden Zusammenarbeit ihr Potenzial nicht abrufen.

Dadurch wird Frust geschaffen, der sich bis zur inneren oder echten Kündigung entwickeln kann.

Wenn Sie dies vermeiden wollen, ist es viel sinnvoller, Teamziele festzulegen. Diese können durchaus nach dem SMART-Modell vereinbart werden. Nur eben für das gesamte Team und nicht für jeden Einzelnen. Das Team muss sich dann zusammen überlegen, wie es das Ziel erreicht. Dafür kann sich jeder mit seinen individuellen Stärken, Kompetenzen und Interessen einbringen. Dadurch erreichen Sie das Ziel meist besser und mit mehr Engagement aller.

SMARTe Ziele smart nutzen

Abschließend ist es wichtig zu erkennen, dass SMARTe Ziele kein Allheilmittel sind. Das SMART-Modell kann ein nützliches Werkzeug sein. Führungskräfte sollten jedoch fähig sein, verschiedene Zielsetzungsmethoden zu kombinieren und situativ anzupassen, um den individuellen Anforderungen und Herausforderungen gerecht zu werden.

Stellen Sie dafür immer den Menschen in den Mittelpunkt. Finden Sie heraus, wie Ihre Mitarbeiter geführt werden müssen, damit sie ihr Bestes geben können und auch wollen. SMARTe Ziele funktionieren dabei nicht für jeden.

Fangen Sie doch am besten gleich bei sich selbst an.

Die Antworten auf diese Fragen liefern Ihnen wichtige Hinweise, ob SMARTe Ziele für Sie geeignet sind.

Wenn Sie feststellen, dass dies ein guter Weg für Sie ist, nutzen Sie ihn.
Wenn Sie feststellen, dass dies nicht Ihr Weg ist, um gute Arbeit zu leisten, vermeiden Sie möglichst SMARTe Ziele.

Die Fragen können Sie ebenso nutzen, um Sie Ihren Mitarbeitern zu stellen oder für sich zu prüfen, ob sich das SMART-Modell für die Führung Ihrer Kollegen eignet.

Ich wünsche viel Erfolg bei der Umsetzung. ☘️

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