smarte Ziele

Warum SMARTe Ziele oft gar nicht smart sind

SMARTe Ziele – ein zweischneidiges Schwert in der Mitarbeiterführung. Sie sind beliebt, sie sind bekannt, und sie versprechen, die Mitarbeiterführung zu pushen. Doch wie bei jedem Werkzeug gibt es auch hier Schattenseiten, die wir nicht ignorieren sollten. In meinem Artikel werde ich die Probleme beleuchten, die aus dieser einseitigen Sichtweise in der Führung entstehen können.

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Kapitän auf einem Schiff. Ihr Ziel ist klar: den Hafen sicher zu erreichen. Doch was ist, wenn der Wind plötzlich dreht? Wenn die Strömung sich ändert? Steuern Sie dann weiter stur auf die Küste zu? In solchen Momenten hilft Ihnen die Fähigkeit, sich anzupassen und die individuellen Stärken Ihrer Mannschaft zu nutzen.

Wenn wir nicht die Menschen hinter den Zielen sehen, finden wir keine individuelle Motivation für sie und die einzigartigen Fähigkeiten jedes Einzelnen gehen verloren. Denn nur so können wir als Team wirklich glänzen.

Was ist das SMART-Modell?

Das SMART-Modell wird gerne im Rahmen einer Zielsetzung oder Zielvereinbarung genutzt. Dabei steht der Begriff SMART für folgende Abkürzung:

Ein smartes Ziel wäre zum Beispiel, bis zum Ende des dritten Quartals (zeitgebunden), 100 (messbar) neue Verträge (spezifisch) abgeschlossen zu haben. Es ist nun wesentlich, dass dieses Ziel für den Mitarbeiter erreichbar (realistisch) und auch attraktiv ist, weil er dafür zum Beispiel eine Prämie erhält.

Natürlich ist es wichtig zu wissen, was Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen wollen. Sie müssen wissen, wie Sie das schaffen und wie viel Umsatz und Gewinn Sie machen müssen, damit Ihr Unternehmen überlebt. Dafür können SMARTe Ziele sinnvoll sein. Bei der Umsetzung im Team halte ich jedoch das SMART-Modell nicht für jeden Mitarbeiter und für jede Situation geeignet.

SMARTe Ziele sind starr

Eines der größten Probleme des SMART-Modells ist seine unbarmherzige Starrheit. Wenn Sie sich blind an Ihre ursprünglichen Vorgaben klammern, laufen Sie Gefahr, im Hamsterrad festzustecken, während die Welt um Sie herum in rasantem Tempo voranschreitet. In schnelllebigen Branchen, wo Veränderungen an der Tagesordnung sind, kann das Festhalten an starren Zielen mehr schaden als nützen.

Der Mitarbeiter, der sich an seine Vorgabe klammert, wird zum Sklaven seiner eigenen Zielsetzung. Er kämpft verbissen, um das Unmögliche zu erreichen, während sich die Rahmenbedingungen um ihn herum ruck zuck ändern. Wenn plötzlich bestimmte Produkte oder Dienstleistungen nicht mehr gefragt sind, wird das Festhalten an den einmal vereinbarten SMARTen Zielen zur Quelle von Frustration und Enttäuschung. Wo bleibt da die Motivation? Wo bleibt der Spaß an der Arbeit?

Deshalb ist es unerlässlich, regelmäßig zu überprüfen, ob das Ziel noch sinnvoll ist. Die Fähigkeit, die Führung anzupassen und die Ziele neu auszurichten, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Andernfalls riskieren Sie, dass Ihre Mitarbeiter frustriert und demotiviert sind, weil die SMARTen Ziele unerreichbar werden.

Smarte Ziele neu auzurichten, verhindert Frust bei den Mitarbeitern.

Die Menschen werden vernachlässigt

Eine der gravierendsten Einschränkungen des SMART-Modells ist seine einseitige Fokussierung auf quantitative Ziele. Zahlen, Zahlen, Zahlen – das scheint das Mantra vieler Unternehmen zu sein. Doch Erfolg lässt sich nicht allein an einer Zahl ablesen.

Was ist mit der Qualität? Höflichkeit, Freundlichkeit, Servicequalität – all das sind die unsichtbaren Fäden, die das Gewebe Ihres Unternehmens zusammenhalten. Ihre Kunden, Gäste oder Patienten sind nicht bloß Umsatzbringer; sie sind Menschen, mit denen Sie und Ihre Mitarbeiter echte Beziehungen aufbauen sollten.

Ich habe es immer wieder erlebt: Der Umsatz steht im Vordergrund, und die Mitarbeiter sind getrieben, ihre Vorgaben zu erreichen. Doch wo bleibt der Raum für zwischenmenschlichen Kontakt? Wo bleibt das Zuhören, das Einlassen auf die Bedürfnisse der Kunden? Stattdessen wird das SMARTe Ziel mit aller Macht verfolgt, während die wertvollen „weichen“ Faktoren, die das Herz Ihres Unternehmens bilden, in den Hintergrund gedrängt werden.

Dabei ist es gerade die Pflege einer guten und langfristigen Beziehung zu Ihren Kunden, die den Bestand Ihres Unternehmens sichert. Diese Beziehungen entstehen nicht von selbst – sie erfordern Engagement und Empathie von Ihren Mitarbeitern.

SMARTe Ziele demotivieren

Für eine Führungskraft ist es von immenser Bedeutung zu wissen, wie jeder einzelne Mitarbeiter motiviert werden kann. Doch das SMART-Modell ignoriert diese essentielle Facette völlig. Wenn Sie versuchen, jedem Mitarbeiter die gleichen starren Vorgaben überzustülpen, riskieren Sie, dass einige Kollegen in die Demotivation stürzen. Wollen Sie das wirklich?

Smarte Ziele sind wie ein Kompass.

Diese Mitarbeiter brauchen keine starren Ziele, um ihre Arbeit zu erledigen. Oft genügt es, ein grobes Ziel vorzugeben – was bis wann erreicht werden soll. Und dann lassen Sie ihnen die Freiheit, das Ganze auf ihre eigene Art und in ihrem eigenen Tempo zu gestalten. Geben Sie die Rahmenbedingungen vor, behalten Sie die Entwicklung im Auge und klären Sie zwischendurch den aktuellen Stand. So schaffen Sie einen Raum, in dem Kreativität und Handlungsfreiheit gedeihen können. Denn genau hier entfalten viele Mitarbeiter ihre ganz eigene Dynamik, die letztlich zum Erfolg führt.

Indem Sie diesen Ansatz verfolgen, fördern Sie nicht nur innovative Lösungen und persönliche Weiterentwicklung, sondern steigern auch das Engagement, den Spaß und die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter. Selbstbestimmtes Arbeiten ist der Schlüssel zu einem motivierten Team, das bereit ist, über sich hinauszuwachsen.

SMARTe Einzelziele zerstören das Team

Wenn Sie jedem Ihrer Mitarbeiter Einzelziele nach dem SMART-Modell aufdrücken, riskieren Sie, den Teamzusammenhalt zu zerstören. Leider habe ich das über Jahre hinweg am eigenen Leib erfahren müssen. In dem Moment, in dem monetäre Anreize für das Erreichen individueller quantitativer Ziele ausgelobt wurden, verschwand die Zusammenarbeit im Team wie ein Schatten in der Dämmerung.

Mitarbeiter, die stark durch finanzielle Anreize motiviert werden, laufen nur noch den Zahlen hinterher. Egoismus breitet sich aus, und die gegenseitige Unterstützung, das Verständnis und das Miteinander bleiben auf der Strecke. Die Kollegen, die im Hintergrund viel Arbeit leisten – oft die, die man nicht so leicht messen kann – fühlen sich nicht gesehen und in ihrer Leistung nicht anerkannt. Und die, die im Team aufblühen und hervorragende Qualität liefern könnten, sehen sich aufgrund der fehlenden Zusammenarbeit daran gehindert, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Das ist frustrierend und kann bis zur inneren oder sogar echten Kündigung führen.

SMARTe Ziele smart nutzen

Um das zu vermeiden, ist es viel sinnvoller, Teamziele festzulegen. Diese können durchaus nach dem SMART-Modell formuliert werden – aber eben für das gesamte Team und nicht für jeden Einzelnen. Das Team muss gemeinsam überlegen, wie es das Ziel erreichen kann. Jeder kann sich mit seinen individuellen Stärken, Kompetenzen und Interessen einbringen. So erreichen Sie das Ziel nicht nur besser, sondern auch mit einem viel höheren Engagement aller Beteiligten.

Abschließend ist es wichtig zu erkennen, dass SMARTe Ziele kein Allheilmittel sind. Das SMART-Modell kann zwar ein nützliches Werkzeug sein, doch Führungskräfte müssen in der Lage sein, verschiedene Zielsetzungsmethoden zu kombinieren und situativ anzupassen. Nur so können sie den individuellen Anforderungen und Herausforderungen gerecht werden, die in jedem Team und jeder Situation auftreten.

Stellen Sie dabei immer den Menschen in den Mittelpunkt. Finden Sie heraus, wie Ihre Mitarbeiter geführt werden müssen, damit sie nicht nur ihr Bestes geben, sondern auch wirklich wollen. Denn eines ist klar: SMARTe Ziele funktionieren nicht für jeden. Jeder Mensch ist einzigartig, und das sollte auch in der Zielsetzung berücksichtigt werden.

Warum nicht gleich bei sich selbst anfangen? 😊 Überdenken Sie doch mal Ihre eigenen Ansätze und probieren ein bisschen mehr Flexibilität. Helfen können folgende Fragen:

Die Antworten auf diese Fragen liefern Ihnen wichtige Hinweise, ob SMARTe Ziele für Sie geeignet sind.

Wenn Sie feststellen, dass dies ein guter Weg für Sie ist, nutzen Sie ihn.
Wenn Sie feststellen, dass dies nicht Ihr Weg ist, um gute Arbeit zu leisten, vermeiden Sie möglichst SMARTe Ziele.

Die Fragen können Sie ebenso nutzen, um Sie Ihren Mitarbeitern zu stellen oder für sich zu prüfen, ob sich das SMART-Modell für die Führung Ihrer Kollegen eignet.

Ich wünsche viel Erfolg bei der Umsetzung. ☘️


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