Alles allein machen – Vom Einzelkämpfer zur Teamarbeit

Ich muss immer alles allein machen. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Neulich unterhielt ich mich mit einem jungen Teamleiter. Er beschwerte sich über sein Team. Er würde den Kollegen ihre Aufgaben zeigen, was und wie sie etwas zu tun hätten. Am Anfang läuft es. Nach zwei Wochen werden die Arbeitsschritte seiner Kollegen immer weniger. Sein Team arbeitet also nicht richtig. Es tut nicht, was er von ihnen will.

Seine Lösung: „Dann mache ich das halt selber.“ Dazu zog er die Augenbrauen hoch und schüttelte abwertend den Kopf. Als ich ihn fragte, wie lange er das denn durchhalten will, wurde er ablehnend. Es nütze ja nichts und er hielte das schon durch. Er ist Anfang dreißig, hat tiefe Augenringe, ist überarbeitet, gestresst und wirkt nicht, als ob sein Job ihm Spaß macht.

Alles allein machen ist die falsche Herangehensweise

Ich habe das auch mal zugelassen. Meine Kollegen wussten, wenn sie lange genug inaktiv waren, erledigte ich die Aufgabe schon. Provokativ gesagt ganz nach dem Motto „Dumm stellen schafft Freizeit.“

Die Nachteile:
➖Ich hatte Stress.
➖Ich machte Überstunden.
➖Ich war erschöpft.
➖Ich war unzufrieden.
➖Ich fühlte mich ungerecht behandelt.
➖Ich bekam keine Unterstützung.
➖Mein Team fühlte sich nicht verantwortlich.
➖Mein Team engagierte sich nicht.
➖Mein Team arbeitete nicht zusammen.
➖Einige waren neidisch auf mich.

Die Vorteile:
➕ Die Aufgabe war erledigt.

Der Vorteil, dass die Aufgabe erledigt ist, wiegt die Nachteile nicht auf. Es ist nicht nur frustrierend, alles allein machen zu müssen. Es ist auch echt ineffektiv. Sie als Einzelkämpfer sind erschöpft, während Ihr Team nicht sein volles Potenzial entfaltet. Das schwächt den gemeinsamen Erfolg immens. Außerdem schwächt es die Motivation auf beiden Seiten und birgt Konfliktpotenzial.

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Um nicht immer alles allein machen zu müssen, heißt es analysieren, wo das Problem liegt. Meistens liegt es zu einem großen Teil an einem selbst. Ich weiß, das ist die Variante, die wir nicht so toll finden. Schließlich ist es einfacher, die Schuld bei anderen zu suchen. Doch fragen Sie sich, was ist Ihr Anteil daran, dass die Zusammenarbeit nicht funktioniert? Was können Sie an Ihrer Arbeitsweise ändern, damit sich etwas ändert?

Ich habe das irgendwann verstanden und NICHT mehr alles erledigt. Ich nahm mein Team in die Pflicht und unterstützte es, seine Aufgaben zu erledigen. Es ist nicht immer einfach Nein zu sagen. Doch wir werden so behandelt, wie wir es zulassen. 💡

Als Teamleiter(in) ist es daher wichtig dem Reflex zu widerstehen, Aufgaben zu übernehmen, die eigentlich ein anderes Teammitglied erledigen sollte. Sicher haben Sie das auch schon mal erlebt, dass derjenige in der Besprechung sagt, dass er keine Zeit für die Aufgabe hatte. Oder das ihm Informationen fehlten, er nicht wusste, wie er die Aufgabe erledigen sollte usw. „Toll“, wenn das zeitkritische Dinge betrifft. Also antworten Sie, dass Sie das dann machen. Ist ja schließlich nicht mehr so viel Zeit.

Stop! Genau hier fängt das Problem an. Widerstehen Sie dem Reflex, dass die Aufgabe an Sie zurückgeht.

Warum Rücknahme von Aufgaben schlecht ist

Wenn die Aufgaben im Team verteilt sind, sollte es auch dabei bleiben. Es geht darum, die Teamarbeit voran zu bringen und die Effektivität und den Erfolg zu erhöhen. Hier sollte sich niemand aus Vereinbarungen herausstehlen können. Und das ist Ihr Job!

Als Teamleiter(in) haben Sie die Aufgabe, Ihr Team zu koordinieren. Es ist nicht Ihre Aufgabe, alles allein zu machen!

Oft werde ich gefragt, wie man sein Team besser motivieren kann. Indem Sie Aufgaben wieder an sich zurück geben lassen, motivieren Sie Ihr Team eben nicht! Gelobt zu werden, Dank zu erhalten, die Leistung zu würdigen – all das motiviert. Doch wie wollen Sie das tun, wenn Sie Ihrem Team nichts zum Loben, Danken und Anerkennen geben?

Als Einzelkämpfer erhalten Sie von Ihrem Team andersherum wahrscheinlich auch nicht die Anerkennung, die Sie sich wünschen. Weil alle im Team irgendwie unzufrieden sind.

Nehmen Sie daher Ihre Verantwortung wahr und forderen die Verantwortungsübernahme Ihrer Teammitglieder immer wieder ein.


Erst wenn Sie sich ändern, ändert sich Ihr Team.


Wie man nicht mehr alles allein macht

Wenn Sie diesen ersten Schritt getan haben, heißt es dran bleiben. Ihre Aufgabe ist es nun, denjenigen, der Ihnen die Aufgabe am liebsten wieder zurück übertragen möchte, zu unterstützen. Finden Sie heraus, was die Ursachen dafür sind, dass er die Aufgabe nicht erledigt hat. Das können Sie in einer der Teamsitzungen tun. Vielleicht finden sich andere Teammitglieder, die unterstützen können.

Oder Sie vereinbaren einen separaten Termin, um das Problem zu besprechen. Das bietet sich insbesondere an, wenn Sie zwischen Tür und Angel zu einer Rückübertragung der Aufgabe bewegt werden sollen. So können Sie nicht überrumpelt werden und sich hinterher wieder ärgern.

Klären Sie genau, was das Problem ist. Wo hakt es?
– Fehlt Wissen und/ oder Erfahrung?
– Fehlen Informationen?
– Warum hat derjenige keine Zeit?
– Fehlt ein Ort, wo derjenige in Ruhe arbeiten kann?
– Wäre es vielleicht gut, noch jemanden dazu zu holen, um nicht allein diese Aufgabe zu erledigen?
– Sind technische Vorraussetzungen nicht gegeben?
– Fehlen Fähigkeiten (meistens im Umgang mit Computerprogrammen etc.)?
– Ist die Aufgabe klar?

Gerade die letzte Frage ist sehr wichtig. Oft scheitert der Erfolg daran, dass die Aufgabe vorher nicht genau erklärt wurde. Wie auch bei allen anderen Fragen sollten Sie jetzt Ihr Teammitglied unterstützen. Stellen Sie ihm alle noch fehlenden Informationen zur Verfügung, nennen Sie ihm Ansprechpartner, organisieren Sie ggf. einen Raum, wo es ungestört arbeiten kann, unterstützen Sie es in technischen Fragen. Und vor allem sorgen Sie dafür, dass es für die Aufgabe Zeit hat.

Ein gutes Team aufbauen und kontinuierlich fördern

Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis der junge Teamleiter versteht, dass er nicht alles allein macht. Oder sein Körper ihm das mit Krankheit klar macht. Denn das ist oft das Resultat. Mal abgesehen von schlechter Stimmung und Konflikten im Team.

Es ist Ihr Job, ein gutes Team aufzubauen und zu fördern. Nur so können alle wachsen und das macht Spaß. Auch wenn es Arbeit bedeutet. In meinem Team hatten wir echt anstrengende Zeiten mit richtig viel Arbeit. Hätte ich alles allein gemacht, wäre ich irgendwann zusammen gebrochen. Doch ich habe es nach einer Lernphase nicht mehr zugelassen, dass Aufgaben an mich zurückgegeben wurden.

Das war herausfordernd für mich. Doch wir sind daran gewachsen und am Ende waren wir alle der Meinung, dass es zwar anstrengend war. Doch dass es auch Spaß gemacht hat. Es entwickelte sich eine gute und sehr wirksame Teamarbeit. Jeder brachte seine spezifischen Fähigkeiten mit ein und wir haben uns als wirksam erfahren. Vor allem hatten wir Erfolg, der auch von unseren Kollegen gewürdigt wurde.

Wenn Sie sich wiedererkannt haben und daran etwas ändern möchten, aber nicht wissen wie, dann melden Sie sich bei mir.
In einem Coaching oder Mentoring finden wir die Ursachen heraus und eine Strategie, wie Sie mehr Unterstützung bekommen und Ihr Team besser zusammenarbeitet.


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