Um Fehler in der Leitung des Betriebsrates zu erkennen, sollten Betriebsratsvorsitzende wissen, worauf sie achten müssen. Dabei kommt es insbesondere auf ständige Reflexion an.
Egal, ob ohne oder mit Weisungsbefugnis geführt wird, es gibt einige Verhaltensweisen, die eine schlechte Leitung des Betriebsrates begünstigen. Sie wirken sich auf die Zusammenarbeit und die Zufriedenheit im Team enorm aus. Sie entscheiden, ob das Gremium sein volles Potenzial nutzen kann, oder ob es nur durchschnittliche Erfolge erzielen wird.
Da der/die Betriebsratsvorsitzende nur selten Feedback über ihre Führungsleistung von dem Teammitgliedern erhält, ist es umso wichtiger, sich regelmäßig selbst zu reflektieren.
Leitung des Betriebsrates mit Druck
Einer der schwerwiegendsden Fehler ist es, nur mit Druck zu führen. Im Betriebsrat wird das sowieso nicht gelingen, denn der/die Vorsitzende hat keine Vorgesetztenfunktion. Die Betriebsräte entziehen sich einfach dem Druck, indem sie nichts machen. Sie haben ja keine Konsequenzen zu befürchten.
Trotzdem gibt es immer wieder Vorsitzende, die Druck machen. Sei es terminlich, sei es durch Zuweisung von „Schuld“ an ein BRM, dass etwas nicht geklappt hat, oder durch direkte Anweisungen und Kontrolle.
Druck machen Sie auch, wenn Sie unrealistische Ziele einfordern und damit die Betriebsratsmitglieder überfordern (siehe nächster Punkt).
Das Einzige, was Sie damit erreichen, ist Demotivation der Gremiumsmitglieder, ein immenser eigener Kraft- und Zeitaufwand und schlechte Stimmung im Team.
Lohnt sich das?
Teammitglieder nicht fordern
Auf den ersten Blick widerspricht dieser Punkt dem vorherigen. Doch genauer betrachtet ist das nicht so. Denn Teammitglieder in gesundem Maß zu fordern, fördert ihre Entwicklung und die des Betriebsrates. Dabei sollte die Individualität jedes Einzelnen genutzt und berücksichtigt werden. Dazu gehören vor allem die Stärken und Interessen sowie die Kompetenzen.
Das alles dürfen Sie ruhig einfordern. Insbesondere, wenn es darum geht, Projekte zu planen und fertig zu stellen. Jeder kann sich zum Beispiel bei der Vorbereitung der Betriebsversammlung mit seinen Interessen, Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen und unterstützen.
Als Vorsitzende(r) müssen und sollen Sie nicht alles selbst machen. Verantwortung an andere zu übertragen entlastet Sie in der Leitung des Betriebsrates und fordert die Teammitglieder. Sie werden mit einbezogen und das Gremium kann gemeinsam an einer Sache arbeiten.
Fähnchen im Wind
Kennen Sie auch jemanden, der sein Fähnchen immer in den Wind hängt? Der jedem zu Munde redet, keine eigene Meinung hat und diese schon gar nicht vertritt? Der kein eigenes Profil hat, klein beigibt und immer dem Stärkeren folgt?
Als Vorsitzende(r) ist das für Ihre Akzeptanz tödlich. Jeder weiß, dass er alles mit Ihnen machen kann. Und er wird das tun. Egal ob es der Arbeitgeber ist, die Personalabteilung, die Betriebsratsmitglieder oder die Kollegen.
So kann ein Team nicht erfolgreich sein. Abgesehen davon wirst Sie sich selbst verlieren und zum Spielball. Hier heißt es erstmal zu lernen, wie man Grenzen zieht und das auch durchhält.
keine Unterstützung
Gute Führung heißt unter anderem auch, Unterstützung zu geben, wo sie notwendig ist.
Brauchen die Gremiumsmitglieder fachlichen Rat? Brauchen sie Hilfe bei Problemen anderer Art? Wird Unterstützung benötigt, um dem Arbeitgeber gegenüber etwas durchzusetzen?
In diesen Situationen nicht zu helfen, tut dem Team und Ihnen nicht sehr gut. Auch wenn es anstrengend ist und Sie gerade keine Zeit haben, sollten Sie dafür eine Lösung finden. Denn als Vorsitzende(r) werden Sie genau dafür gebraucht und geschätzt.

Wichtig ist auch, notwendige Ressourcen aufzutun, sie zu
nutzen oder weiter zu geben, damit andere sie nutzen können.
Auch das ist Unterstützung, die Sie geben sollten.
Unzuverlässigkeit in der Leitung des Betriebsrates
Können sich die BR-Mitglieder nicht auf Sie verlassen, wird die Unzufriedenheit steigen. Überprüfen Sie sich selbst: halten Sie sich an Ihre Zusagen, setzen Sie Aufträge und Beschlüsse konsequent um, übernehmen und leben Sie Ihre Verantwortung?
Reden Sie vor allem darüber, wenn Sie Zusagen nicht einhalten können und suchen Sie eine Lösung? Es ist menschlich, dass nicht immer alles klappt oder Fehler passieren. Das Wichtige dabei ist jedoch, darüber zu sprechen. Und zwar frühzeitig.
Auch wenn Ihnen mal ein Beschluss oder ein Auftrag unangenehm ist, weil Sie genau wissen, dass Sie wieder das Gemurre vom Arbeitgeber aushalten müssen, stehen Sie dazu! Das erwarten Ihre Kollegen von Ihnen (zu Recht), denn das ist Ihr Job.
Nur weil Gegenwind entsteht, dürfen Sie nicht einknicken. Man muss sich auf Sie verlassen können.
Konflikten ausweichen
Konflikte sind nie schön. Doch ihnen auszuweichen, ist mehr als kontraproduktiv.
Probleme müssen angesprochen und früh gelöst werden. Missverständnisse müssen aufgeklärt werden.
Hier ist ein feines Gespür notwendig, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen. Sonst wachsen Sie sich zu echten Konflikten aus. Die dann viel schwieriger zu lösen sind.
Als Vorsitzende(r) sind Sie im Interesse des Gremiums hier immer gefordert. Sich einem Konflikt zum Beispiel zwischen zwei Teammitgliedern zu entziehen, weil Sie meinen, diese sollten das mal unter sich klären, kann richtig schief gehen. Denn es wirkt sich immer auf das Team aus.
Sie sind zwar auch nicht das Kindermädchen. Schließlich sind ja alle erwachsene Menschen. Doch laufen Sie nicht weg, sondern beobachten und schalten Sie sich wenn notwendig ein.
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Fehlendes Wissen
Als „Chef“ muss man nicht alles wissen und können. Dafür hat man ja verschiedene Leute im Team, die alle ihr spezifisches Wissen mitbringen.
Schwierig wird es jedoch, wenn Sie Ihre eigene Weiterbildung vernachlässigen. Im fachlichen und auch im Führungsbereich. Manchmal reicht es, sich notwendige Infos zu besorgen. Doch oft ist eine Schulung oder ein Coaching viel wirkungsvoller und bringt schneller Erfolge. Denn Sie können gezielt an den Themen arbeiten, bei denen Ihnen Wissen fehlt.
Ich habe leider oft weiterbildungsfaule Betriebsratsvorsitzende erlebt. Irgendwann rächt sich das. Denn ohne Wissen und Fähigkeiten ständig auf dem neuesten Stand zu halten, werden Sie ins Hintertreffen geraten. Was Ihnen die Leitung des Betriebsrates erschweren wird.
Frischen Sie Ihr Wissen daher immer wieder auf. Planen Sie sich gezielt Weiterbildung in Ihren Jahreskalender ein. Und zwar nicht nur kostenlose (die liefert eh nicht alles), sondern auch kostenpflichtige. Hier bekommen Sie bessere Leistung. Logisch, oder?
Tipp: Da man sich selbst nie objektiv einschätzen kann, bietet es sich an, ab und zu Feedback von den Gremiumsmitgliedern anzufragen. Am besten unter vier Augen. Dann haben Sie Ruhe und Zeit, mit Ihrem Feedbackgeber alles zu besprechen. Wie wäre es, wenn Sie dazu diese Punkte abfragen?
Ich wünsche Ihnen spannende Erkenntnisse.
COACHING
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